Unsere zehnjährige Mitgliedschaft bei Mellifera e.V.
Dieses Jahr sind wir seit zehn Jahren Mitglied bei Mellifera e.V., einem Verein, der sich für eine wesensgemäße Imkerei, orientiert an den Bedürfnissen der Bienen, engagiert. In diesen zehn Jahren haben wir viel von und durch die Bienen gelernt, unser Auge für die Wunder der Natur geschult und Pflanzen kennengelernt, von deren Existenz wir nicht einmal etwas ahnten.
Die Imkerei ist sehr wichtig für die Bestäubung unserer Kulturlandschaften, aber sie bietet so viel mehr: Entschleunigung vom Alltag, Entspannung, beim Betrachten des Kommen und Gehens vor dem Flugloch, eine achtsamere Wahrnehmung der Natur und ihrer Zusammenhänge, und einen neuen, von den Bienen vorgegebenen Jahresrhythmus.
Wenn Du mit dem Gedanken spielst, einmal selbst Bienen zu halten, oder Dir unsere Bienen einfach nur am Herzen liegen, solltest Du Dir die wesensgemäße Haltungsform unbedingt ansehen!
Es begann mit dem Bienensterben
2008 hörte ich von einem massiven Bienensterben im Rheintal. Damals wurde im Frühling mit Insektenschutzmitteln gebeizter Mais angebaut. Die für Bienen sehr giftige Beize löste sich von den Maiskörnern und wurde vom Wind in der weitläufigen Landschaft des Rheintals verteilt. Ein Unglück, dass noch nie vorgekommen war, weil die Beize normalerweise am Maiskorn haften bleibt. Leider starben damals circa 12.000 Bienenvölker an diesem Gift.
Ich war sehr betroffen, hatte doch mein Vater schon viele Jahre Bienen und ich somit auch Kontakt mit den fleißigen Insekten. Zur gleichen Zeit stolperte ich über einen Kurs von Mellifera zu den Grundlagen der wesensgemäßen Bienenhaltung. Schicksal? Kurzerhand buchte ich das Seminar und wurde Mitglied. Seitdem imkere ich selbst. Seit 2013 zusammen mit meiner Tochter Angelika, der ein fremder Bienenschwarm zuflog.
Konventionelle und wesensgemäße Bienenhaltung – die Unterschiede
Vielleicht hast Du schon einmal etwas über die Nachteile konventioneller Bienenhaltung gehört. Zum Beispiel im Film „More than Honey“, der vor einiger Zeit durch die Kinos flimmerte. Ganz so schlimm wie in den USA ist es bei uns zum Glück (noch) nicht, trotzdem weicht die konventionelle Bienenhaltung von einer achtsamen Haltung ab. Es geht ihr darum, möglichst viel Honig zu erhalten und das Wissen über die Bienen für diesen Zweck zu nutzen. Sie betrachtet das Bienenvolk als ein reines „Nutztier“ und die „Einzelteile“ des Volkes als austauschbar.
Die wesensgemäße Bienenhaltung hat einen ganz anderen Ansatz. Sie versucht, das Bienenvolk zu verstehen, um die Bedürfnisse des Volkes optimal zu unterstützen. Die Bienen werden als Einheit gesehen, die man nicht beliebig trennen oder aufteilen darf. Dazu gehört es auch, den Schwarmtrieb (die Vermehrung der Bienen, bei der die Königin mit der Hälfte des Volkes in Form eines Bienenschwarmes davonfliegt), der normalerweise unterdrückt und manipuliert wird, zuzulassen.
Merkmale wesensgemäßer Bienenhaltung
- die Arbeit mit statt gegen den Schwarmtrieb und mit einer eigenen gewählten Königin
- große statt kleine Waben, auf denen das Bienenvolk ohne Unterbrechungen lebt
- selbstgebaute Bienenwaben anstatt vorgegebener Waben
- das Behalten alle Drohnen (=männliche Bienen); diese werden nicht, wie bei der konventionellen Haltung als nutzlose Esser aus dem Stock entfernt
- der Imker nimmt nur den Überschuss an Honig, den das Bienenvolk nicht braucht, um gut über den Winter zu kommen; Zufüttern mit Zuckerwasser ist dann nicht nötig
Die Haltung ist einer der wichtigsten Punkte, die wir als Imker beeinflussen und mitgestalten können. Wenn wir die Bienen unterstützen, anstatt ihnen das Leben schwer zu machen, haben diese viel bessere Voraussetzungen, um mit der Umwelt zurecht zu kommen.
Wie viel Honig gehört den Bienen?
Ein Bienenvolk produziert in einem Jahr maximal 300 kg Honig. Dazu muss die Umgebung genügend Blüten hervorbringen, das Wetter stimmen und das Volk eine optimale Größe haben. Den größten Teil des Honigs verbrauchen sie selbst. Einen Teil, um die Brut zu wärmen, einen Teil als Treibstoff für Flüge und 25 Kilo benötigen sie als Wintervorrat. Es bleiben darüber hinaus noch etwa 30 kg übrig. (Quelle: Joana Kelén: Tod einer Königin, Kosmos 2016). Ob Du diesen Teil für die kostenintensive Pflege an dich nimmst – oder nicht – entscheidest Du selbst. Wichtig ist, dass die Bienen genug Platz für neuen Nektar im Frühling haben.
Wie kann ich die Bienen unterstützen?
Wesensgemäße Bienenhaltung
In dem Du zum Beispiel selbst zum Imker wirst. Du kannst einem Bienenvolk einen guten Standort geben, für eine passende Behausung sorgen und die imkerlichen Eingriffe auf ein Minimum reduzieren. Möchtest Du Bienen halten, kannst Du Dich an den Mellifera e.V. wenden. Es gibt auch viele Mitglieder, die bereits selbst Kurse zu wesensgemäßer Bienenhaltung anbieten.
Blüten, Blüten, Blüten
Da unsere Natur leider nur noch sehr wenige Nahrungsquellen im ganzen Jahr für Bienen, Hummeln & Co. bietet, kannst Du sie mit Blüten unterstützen. Sei es im eigenen Garten, auf dem Balkon oder mit Spenden an Initiativen wie das Netzwerk Blühende Landschaften, die sich um neue Blühflächen kümmern.
Mit Köpfchen Einkaufen
Der Kauf von Bio-Lebensmitteln unterstützt Landwirte dabei, unsere Nahrung ohne Giftstoffe anzubauen und für eine abwechslungsreiche Natur zu sorgen. Dazu gehört auch der Honig. Bio-Siegel wie z.B. „Demeter“ haben sich der wesensgemäßen Bienenhaltung verschrieben. Kleine Imker, die achtsam mit den Bienen umgehen, findest Du unter den Mitgliedern des Mellifera e.V. .
Zu unserem Jubiläum haben wir uns außerdem eine tolle Aktion ausgedacht! Was genau, das erfährst du im nächsten Blogartikel.