Wir befinden uns seit neuestem in bester Gesellschaft: Auf dem Poster „Die nachhaltigen 222 Deutschlands“, das nachhaltigen Konsum erleichtern soll. Es deckt die meisten Kategorien des täglichen Lebens ab (Mode, Möbel, Schreibwaren, Spielwaren, Kosmetik, Reinigung, Nahrungsmittel, Reisen …) und bietet Informationen und Tipps für nachhaltigen Konsum. Außerdem nennt es 222 nachhaltige Unternehmen, unter anderem little bee fresh, die Geschäftserfolg neu definieren und den Aufbau einer zukunftsfähigen Wirtschaft unterstützen.
Wir freuen uns sehr, dass wir vom Initiator des Plakats, der Hilfswerft gGmbH ausgewählt wurden. Das Sozialunternehmen fördert Social Entrepreneurship – eine spannende Sache, zu der wir Fabian Oestreicher, Projektmanager bei der Hilfswerft, ein paar Fragen gestellt haben.
Soziales Unternehmertum oder Social Entrepreneurship – was versteht Ihr genau darunter?
Im Grunde genommen ganz einfach: Darunter fallen alle Organisationen, welche mit ihrem wirtschaftlichen Handeln gesellschaftliche Herausforderungen angehen möchten. Es gibt im Englischen die 3 I’s, Impact (Gesellschaftliche Wirkung), Innovation und Income, also dass bestenfalls auch ein Einkommen generiert wird. Die Rechtsform ist aber egal, es muss auch nicht nur „sozial“ sein. Wer es genau nimmt, könnte dann noch weitere Kriterien aufstellen, aber das sind die Kerngedanken.
Wer steckt hinter der Hilfswerft gGmbH und wie ist sie entstanden?
Die Hilfswerft wurde 2014 von drei Freunden gegründet. Anstoß war, dass der heutige Geschäftsführer Nils Dreyer etwas über den Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus gelesen hatte und sein Konzept des Social Business spannend fand.
Die anderen beiden Gründer Carsten Lessmann und Sönke Burkert dachten sich genauso wie Nils: Das muss es mehr in Deutschland geben – die Hilfswerft war geboren!
Welche Ziele hat euer Unternehmen?
Das schöne ist, dass man sich als Sozialunternehmen relativ genau den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinigten Nationen zuordnen kann. Unser Hauptanliegen ist die Bildung (SDG 4). Überall wo es Gründungsschwerpunkte an Hochschulen oder Universitäten gibt, soll auch Social Entrepreneurship mitgedacht werden. Auch in die Kategorie Bildung gehören für uns Infoposter zu bestimmten Sachthemen innerhalb der SDGs.
Als zweites großes Ziel wollen wir das Bürgerschaftliche Engagement vor allem im ländlichen Raum fördern (SDG 11). Ehrenamt ist gut und wichtig, aber auch anfällig bezüglich des Engagiertenpotenzials. Mit ein bisschen Social Entrepreneurship Inhalten werden da neue Perspektiven zur Professionalisierung aufgezeigt.
Gibt es aktuelle Projekte, die diese Ziele umsetzen?
Für die Hochschulen und Universitäten haben wir Social Entrepreneurship Camps entwickelt, diese Bildungsveranstaltungen zeigen das Interesse der Studierenden auf und sensibilisieren die Institutionen. Mit unseren Helden der Heimat-Formaten bieten wir zusammen mit regionalen Partnern innovative Engagement-Wettbewerbe mit Weiterbildungsveranstaltungen an. Und brandneu ist unser Bildungsposter „Die Nachhaltigen 222“. Wir wollen Tipps zu einem nachhaltigeren Konsum geben und wagen uns gleichzeitig, konkrete Marken zu nennen.
Wie passt das Poster zu nachhaltigem Konsum in Euer Konzept?
Wir erhöhen die Sichtbarkeit von Social Enterprises und visualisieren gleichzeitig den Bedarf für ein SDG, indem wir in Deutschland Entwicklungsland sind, nämlich der nachhaltige Konsum. Es soll ein übersichtliches Zeichen gesetztwerden, was die Probleme sind und dass es schon Alternativen gibt. Viele kleine Startups machen den Großen beispielhaft vor, wie es gehen könnte. Damit hat man etwas Handfestes als Bildungsinstrument zum Zeigen: Das kann Social Entrepreneurship schon!
Welche Kriterien mussten Unternehmen erfüllen, um für das Poster ausgewählt zu werden?
Gute Frage, das ist für uns auch ganz wichtig. Zuallererst: Wir sind nicht perfekt. Deswegen laden wir dazu ein Feedback zum Poster zu geben. Vielleicht entsteht sogar ein Wettbewerb daraus: Wer darf auf die nächste Posterversion, wer nicht? Transparenz ist jedenfalls ein wichtiger Aspekt, der Glaubwürdigkeit schafft.
Doch wir haben natürlich auch jetzt schon die Marken systematisch auf eigene Kriterien gescannt. Um allein die Menge sinnvoll reduzieren zu können, ist ein Sitz in Deutschland Voraussetzung. Außerdem muss die Nachhaltigkeit im Kerngeschäft verankert sein, Alibi-Produkte zählen nicht. Dann gibt es zu jeder Kategorie noch einmal andere Kriterien, dieauf unserer Webseitenachzulesen sind. Labels und CO. sind dabei kein Muss, tragen aber natürlich zur Bewertung bei.
Wie kann jeder Einzelne mit seinem Verhalten, im privaten wie im beruflichen Kontext, soziale Aspekte der Wirtschaft fördern?
Das Ziel sollte sein, dass die Förderung von gemeinwohlorientierter Wirtschaft zur Gewohnheit wird. Dahinter steckt die Entscheidung: Ja, ich bin eine Person, der das wichtig ist. Das eigene Handeln sollte diese neue Identität verstärken. Dabei reicht es auch zunächst, ganz klein anzufangen – in weniger als zwei Minuten. Bist Du auf einer Online-Seite und möchtest etwas für Zuhause oder für das Büro bestellen? Halte jedes Mal kurz inne, ob es nicht einen nachhaltigeren Anbieter gibt. Das Poster kann dabei als Entscheidungshilfe und Erinnerungsstütze helfen. Der Mensch lässt sich viel von visuellen Eindrücken beeinflussen, jeder Blick darauf setzt das Denken über den nachhaltigeren Konsum wieder in Gang.
Vielen Dank Fabian für den Einblick in Eure Arbeit.
Das Poster könnt Ihr über verschiedene Anbieter bestellen und wie wir nachhaltiges und soziales Unternehmertum leben, könnt Ihr in unsrem Gastbeitrag auf frei, frei & nachlesen.